Herkunft
Wasserbüffel werden üblicherweise spontan mit Asien assoziiert, wo sie verbreitet als Last- und Zugtiere eingesetzt werden. Dort ist auch die genetische Heimat der europäischen Wasserbüffel. Ehemals große Bestände in den Ländern Südost-Europas, insbesondere in Rumänien, sind seit dem Wegfall des Eisernen Vorhangs geschrumpft. Sie werden dort zur unmittelbaren Existenzsicherung nicht mehr benötigt. Dafür hat von Italien aus der Büffelmozzarella seinen Siegeszug angetreten, wo man eine hochprofessionelle Milchbüffel-Haltung betreibt.
In Deutschland und auch in der Schweiz sind Wasserbüffel bereits seit den 1980er Jahren etabliert, ohne dass die breite Öffentlichkeit davon Kenntnis genommen hätte. Seitdem leisten sie zuverlässige Arbeit in der Landschaftspflege. In einigen Landstrichen wird die Büffelhaltung heute schon touristisch vermarktet, z.B. auf der Schwäbischen Alb. Die Tiere liefern hervorragendes Fleisch und, wo die Infrastruktur vorhanden ist, auch wertvolle Milch für schmackhaften Käse.
Unsere Tiere haben wir in mehreren Gruppen von langjährigen Züchtern in Niedersachsen gekauft, sodass wir heute eine insgesamt „bunte“ Herde mit unterschiedlich ausgeprägten körperlichen Merkmalen besitzen.
Charakter
In der Ruhe liegt die Kraft – so lässt sich der Charakter der Wasserbüffel am treffendsten beschreiben. Aus dieser freundlichen Ruhe sind sie nur schwer zu bringen, und mit wutschnaubenden Stieren haben sie deutlich weniger gemein als mit störrischen Eseln. Die Tiere haben ein ausgeprägtes Herdenverhalten und ein freundschaftliches, zum Teil sogar kuscheliges Verhältnis zu ihren Haltern. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um wilde Tiere handelt, die wegen ihrer ausladenden Hörner in Ausnahmesituationen auch gefährlich sein können. Eindeutige Signale wie das Senken des Kopfes sind unbedingt zu beachten. Insbesondere nach der Geburt ihres Kalbes ist selbst ein ansonsten ruhiges Muttertier mit Vorsicht zu genießen.
Untereinander sind die Wasserbüffel sehr umgänglich. Eine Rangordnung, die von der Leitkuh angeführt wird, sorgt für Klarheit. Ähnlich wie bei den Menschen gibt es auch bei den Büffeln eindeutige Führungspersönlichkeiten. Diesen Umstand haben wir uns bei der Aufteilung der Herde in mehrere Weidegruppen zunutze gemacht, sodass wir in jeder Gruppe eine Chefin als „Ansprechpartnerin“ haben. Bei den Jungbullen dominiert der Größte, weil Stärkste, in der Gruppe.
Eigenschaften
Durch vier körperliche Merkmale lassen sich Wasserbüffel gut beschreiben: die Haut, die Hörner, die Hufe und den Hunger.
Die Haut der Wasserbüffel ist bis zu sechsmal so dick wie die eines normalen Hausrindes und bietet zuverlässigen Schutz vor Kälte und Verletzungen. Ein dichtes, langes Fell schützt im Winter zumindest die vordere Körperhälfte vor Witterungseinflüssen. Im Sommer haben die Tiere ein kurzes „Sportfell“, das je nach Tier in verschiedenen Braun- oder Grautönen bis hin zu tiefem Schwarz glänzt. Da Wasserbüffel nur wenige Schweißdrüsen haben, benötigen sie im Sommer Kühlung von außen, die sie in Gräben, Tümpeln und selbst angelegten Suhlen finden. Schlammkrusten auf der Haut sind zudem ein wirkungsvoller Parasitenschutz.
Die Hörner der Wasserbüffel sind Schmuck und Waffe zugleich. Beim ausgewachsenen Bullen hat der im Querschnitt dreieckige Hornansatz einen beachtlichen Umfang, das ganze Horn kann Armlänge erreichen. So lässt sich das Alter eines Tieres und meistens auch das Geschlecht schon an der Ausprägung der Hörner ablesen. Für uns sind Hornform und -länge selbst aus der Ferne zuverlässige Erkennungsmerkmale zur Identifizierung unserer Tiere.
Büffel haben sehr große und breite Klauen. Diese ermöglichen ihnen durch die Verteilung des Körpergewichtes auf eine relativ große Fläche die sichere Fortbewegung in sumpfigem Gelände, wo andere Tiere versinken würden. Darüber hinaus können Wasserbüffel auch schwimmen und sich unbeirrt durch tiefen Morast arbeiten. Selbst die Kälber können schon Gräben mit Leichtigkeit überwinden.
Die herausragendste Eigenschaft der Büffel ist ihr enormer Appetit. Ein Hektar verwilderte Brachfläche mit einem Bewuchs aus Schilf, Brennnesseln, Binsen und Gräsern aller Art wird von einer achtköpfigen Büffelherde binnen weniger Tage im wahrsten Sinne kahl gefressen. Mit ihrer weichen, langen Zunge umwickeln sie die Halme und holzigen Stängel und rupfen sie ab. Wasserbüffel sind sehr gute Futterverwerter und ihr Verdauungssystem vermag auch nährstoffarmes Grünfutter noch in Kraft umzusetzen.
Haltung
Zentraler Aspekt der sogenannten extensiven Weidehaltung ist die intensive Betreuung unserer Tiere. Denn extensiv bedeutet nicht, irgendwo einen Zaun zu ziehen und die Tiere dort sich selbst zu überlassen. Vielmehr muss eine positive Beziehung zu den Tieren aufgebaut und erhalten werden, denn ohne diese ist weder die gesetzlich vorgeschriebene Gesundheitsvorsorge noch eine Umtriebs-Beweidung wie die unsrige möglich.
Unsere Wasserbüffel werden in mehreren Weidegruppen ganzjährig im Freiland gehalten. In den „Familiengruppen“ weiden jeweils ca. acht Kühe und ein Zuchtbulle sowie ihre gemeinsame Kälberschar. Die extrem nahrhafte Büffelmilch, die auf manchen anderen Büffelbetrieben für die Mozzarella-Produktion verwendet wird, kommt bei uns ausschließlich den Kälbern zugute. Diese können nach Belieben bei der Mutter trinken. Die älteren Tiere nachahmend versuchen sie sich parallel dazu auch an Grashalmen. So kann sich ihr Verdauungssystem langsam und kontinuierlich auf Grünfutter einstellen. Mit ca. neun Monaten sind die Kälber abgetränkt und werden den Jungbullen- und Färsen-Herden zugeordnet, die später für die Schlachtung oder den Verkauf vorgesehen sind. So können wir sicherstellen, dass die Jungtiere vor Erreichen der Geschlechtsreife von ihren Vätern getrennt sind, und dass das Muttertier bei der nächsten Abkalbung nur ein Junges zu versorgen hat.
Täglich wird jede Gruppe von uns besucht, jedes Tier in Augenschein genommen und fast jedes mit Streicheleinheiten bedacht. Außerdem müssen die Zäune auf Funktionsfähigkeit überprüft und gegebenenfalls wiederhergestellt werden. Denn es kann immer mal vorkommen, dass Abenteuerlust oder Neugierde zu einem kleinen Ausflug veranlassen. Einige wenige Flächen haben keinen natürlichen Frischwasser-Zugang. Aus diesem Grund stellen wir Trinkwasser in Tränkewagen oder -becken für die Büffelherden bereit. Die Sommerweiden sind sehr weitläufig, sodass die Besuche dort ziemlich zeitaufwändig sind. Hochtragenden Kühen sowie nach der Geburt auch dem Kalb gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Der Aufenthaltsort des schlafenden Kälbchens ist oft erst nach langem Suchen oder durch auffälliges Verhalten der Mutter zu ermitteln. Das Anbringen der amtlich vorgeschriebenen Ohrmarken zur Registrierung ist oft nur mit List und Tücke zu bewerkstelligen.
Besonders herausfordernd bei unserer Form der Umtriebs-Weidehaltung ist stets die Verbringung von einer abgeweideten Fläche auf eine neue mit gutem Futterbestand. Nach den ersten Jahren der Büffelhaltung machen sich dabei das gute Verhältnis zu den Leitkühen und die zunehmende Routine bei Mensch und Tier positiv bemerkbar.
Den Winter über verweilen die Wasserbüffel auf unseren trockenen Winterweiden, auf denen wir jeweils einen Witterungsschutz und Fütterungsmöglichkeiten eingerichtet haben. Auch hier können die Büffel ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen, fressen und trinken, wie es ihnen beliebt.
Versorgung
Von Mai bis November/Dezember weiden die Wasserbüffel auf unseren Naturschutzflächen in der Leezener Au-Niederung und dem Travetal, wo sie vielfältige Vegetation vorfinden. Das typische Futter sind Schilfgras, Brennnesseln, Seggen, Gräser, Binsen, junge Bäumchen, Himbeer- und Brombeerschösslinge oder Disteln. Selbst vor Schlehen schrecken die Tiere nicht zurück. Laut Literatur nehmen Büffel täglich bis zu 40 kg frisches Grünfutter auf. Die Wasserversorgung erfolgt auf den meisten Weiden aus Gräben und Quellen, zu denen die Büffel ungehindert Zugang haben. Bei Bedarf halten wir zusätzlich Tränkewagen vor oder befüllen große Tränkebecken. Insbesondere laktierende Kühe haben im Sommer einen Wasserbedarf von bis zu 80 Litern pro Tag.
Auf den Winterweiden füttern wir unsere Wasserbüffel aus großen Raufen mit dem duftenden Heu, das wir während des Sommers von unseren Flächen eingebracht haben. Auf die Fütterung mit Silage versuchen wir grundsätzlich zu verzichten. Das setzt aber voraus, dass die Witterung während der Zeit der Heuernte eine mehrtägige Trocknung des Grases ermöglicht und wir entsprechende Vorräte einbringen können. Zusätzlich verfüttern wir energiereiches Kleegras und sorgen für einen ausgeglichenen Mineralstoff-Haushalt. Bei Minus-Temperaturen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit den Gasbrennern, mit denen die Tränken dauerhaft frostfrei gehalten werden. Kontrollen mehrmals täglich sind dann unumgänglich.
Gebiete
Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Wasserbüffel in einer Weise zu halten, wie es ihrer Art gerecht wird. Das ist uns möglich, weil wir so wunderbar geeignete Weideflächen in Natura 2000-Schutzgebieten sowie weitere Renaturierungsflächen pachten konnten.
Leezener Au-Niederung
Der größte Teil unserer Flächen liegt in der Leezener Au-Niederung, die westlich der Verkehrsachse Bad Oldesloe – Segeberg den Neversdorfer See mit dem Mözener See verbindet. Hier hat die Kurt und Erika Schrobach-Stiftung mit eigenen und EU-Fördermitteln auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen einen großräumigen wiedervernässten Biotop-Verbund angelegt. Die teilweise Beweidung dieses Biotops haben wir schon im Jahre 2012 in einem Pilot-Projekt mit unseren Wasserbüffeln geleistet. Die Herausforderung in dem größtenteils moorigen Gebiet besteht in der Erzielung eines sensiblen Gleichgewichts zwischen Flächengröße und -beschaffenheit sowie dem dazu passenden Tierbesatz. Diese Balance variiert nach Jahreszeit, Wasserstand und Witterung und erfordert ein ausgeklügeltes Weidemanagement. So können manche Teilflächen bis zu vier Wochen durchgängig beweidet werden, andere hingegen nur wenige Tage. Die einzelnen Weideabschnitte sind zum Teil durch Übergänge oder Wanderwege miteinander verbunden, was den Umtrieb erheblich erleichtert.
Travetal
Weitere Flächen bewirtschaften wir im FFH-Gebiet des südlichen Travetals. Von der Stadt Bad Oldesloe konnten wir 2013 Naturschutzflächen in der Wöknitz-Niederung pachten, von denen manche Bereiche beweidet und andere zur Heugewinnung für den Wintervorrat genutzt werden können. 2014 kamen Flächen vom Kloster Nütschau im selben FFH-Gebiet entlang der Trave und dem Naturschutzgebiet Brenner Moor hinzu. Diese Flächen werden ebenfalls als Mähweiden genutzt.
Darüber hinaus beweiden unsere Tiere noch einige kleinere Parzellen des Naturschutzbund Deutschland (NABU) und privater Eigentümer. Allen Flächen gemein ist, dass sie aufgrund ihrer Beschaffenheit den Anforderungen der meisten landwirtschaftlichen Betriebe nicht mehr genügen und deshalb der konventionellen Produktion entzogen sind. Wegen ihrer Ausweisung als Fauna-Flora-Habitat Gebiete sind sie mit Beweidungsvorgaben und einem Verbot des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel und synthetischer Düngemittel belegt, sodass nur eine extensive ökologische Bewirtschaftung zulässig ist.